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Kulinarisches aus der Bienenwelt: Auen-Schenkelbienen „backen“ Öl-Kuchen

Kulinarisches aus der Bienenwelt: Auen-Schenkelbienen „backen“ Öl-Kuchen

Die Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea) ist Wildbiene des Jahres 2020. Während andere heimische Wildbienen auf die Suche nach Pollen und Nektar gehen, setzt die Auen-Schenkelbiene auf Energie durch Blütenöle statt Nektar, um ihre Brut zu versorgen. Der Energiegehalt des Öls ist höher als der des Nektars.

Öl spendet ihr das Primelgewächs „Gewöhnlicher Gilbweiderich“ (Lysimachia vulgaris). Dieser gedeiht besonders an feuchten, sumpfigen Böden und hellen Standorten, wie es bei Flussauen der Fall ist.

Die Weibchen der Auen-Schenkelbiene sammeln das Öl durch Saugpolster an ihren Vorder- und Mittelbeinpaaren, mit denen sie den Blütengrund des Gilbweiderichs betasten. Dabei bleibt der Pollen an ihrem Bauch hängen. Später vermengen sie Pollen und Öl an den Hinterbeinen zu einem nahrhaften dicken Klumpen für ihre Brut.

Während die Brut den Ölkuchen genießen darf, benötigen die ausgewachsenen Bienen für ihre eigene Energieversorgung Nektar und fliegen verschiedene Pflanzenarten an, die in der Nähe der Ölpflanzen zu finden sind.

Wer Ende Juni bis Mitte August an Grabenrändern oder Uferbereichen unterwegs ist, sollte Ausschau nach dem bis zu 1,50 m hohen Gewöhnlichen Gilbweiderich halten. Dort ist die Chance am größten, ein Exemplar der Auen-Schenkelbiene zu beobachten. Sie ist mit acht bis neun mm etwas kleiner als Arbeiterinnen der Honigbiene, hat eine unauffällig gelblich-braune Behaarung und einen besonders am Hinterleib stark glänzenden Chitinpanzer. Die Weibchen haben dicke weiße Haarbüschel an den Hinterbeinen. Die Männchen weisen ein hellgelbes Gesichtsfeld und deutlich verdickte Hinterbeine auf, die zu ihrem deutschen Namen geführt haben.

Aber auch in unseren Gärten kann die Auen-Schenkelbiene beobachtet werden. Neben dem Gewöhnlichen Gilbweiderich liefert ihr nämlich auch der Punkt-Gilbweiderich (Lysimachia punctata), der als Zierpflanze an eher trockenen Standorten verbreitet ist, das Öl für die Brut.

Hier ist allerdings öfter die ähnliche Schwesterart, die Wald-Schenkelbiene (Macropis fulvipes) anzutreffen, die optisch dadurch zu unterscheiden ist, dass die Haarbüschel an den Hinterbeinen der Weibchen gelb-bräunlich gefärbt sind und die Behaarung der Vorder- und Mittelbeine gelb statt schwarz ist.

Die Ölkuchen der Auen- und der Waldschenkelbiene dienen nicht nur als Futter für deren eigene Brut, sondern auch für die der Schmuckbiene (Epeoloides coecutiens), welche als Brutschmarotzer bzw. Kuckucksbiene ihre Eier ausschließlich in die Nester der Schenkelbienen ablegt. Die Nester liegen in unterschiedlichen Bodensubstraten unter Gras oder Moos nur wenige cm unter dem Boden und sind gut versteckt.

Einen Mangel an den Ölgewächsen gibt es derzeit nicht, jedoch ist zu beachten, dass auch das Angebot an nektarspendenden Blütenpflanzen in deren Umgebung groß genug ist. Ein Mähen von Ufervegetation und umliegenden Blühflächen ist also insbesondere im Sommer zu unterlassen. Wer Punkt-Gilbweiderich in seinem Garten hat, kann auf ein reiches Nektar-Angebot durch weitere Blühpflanzen achten.

Die Auen-Schenkelbiene ist nicht nur in unseren Breiten, sondern vor allem in den Tropen und Subtropen Südamerikas verbreitet.

Autorin: Lydia Matthus

Quellen:

(1): de.wikipedia.org/wiki/Datei:4814-lysimachia_vulgaris-20110711.JPG
(2): upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b7/Lysimachia_punctata_01.JPG

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