Es war ein bunter 1. Dresdner Trachtpflanzentag!
Es war ein bunter 1. Dresdner Trachtpflanzentag!
14.10.2013, 14.00-19.00Uhr, St. Pauli Salon, Hechtstr. 32, Dresden
Der Trachtpflanzentag war ein voller Erfolg. Es gab von 14.00 Uhr bis 19.30 Uhr ein breites und buntes Spekturm am Vorträgen. Eine Veranstaltung mit so viel geballten und hochkonzentriertes Wissen zum Thema Trachtpflanzen gab es in Dresden noch nie.
In den kurzen Pausen
wurde ein sehr reger Austausch gepflegt und es konnten Kontakte bzw. Netzwerke geknüpft werden. Die gemeinsame Erkenntnis vom Imker, urbanen Bürgergärtner, Profi- und Hobbygärtner, Stadtplaner, Landschaftsplaner und erfahrenen Pflanzenexperten war übereinstimmend: Es ist höchste Zeit für ein Umdenken und für mehr Biodiversität in Dresden zu sorgen.
Zum Programmverlauf: Tino und Alexander haben die Einführung übernommen und unsere Arbeitsgruppe vorgestellt. Inspirierend und gut für die Mitgliederwerbung! Wer noch mitmachen möchte, meldet sich bei uns.
STESAD-Leiter Axel Walther erläuterte in seinem Vortrag „Partnerschaften bringen Nutzen“ wie es zu der ersten Biene-sucht-Blüte-Beutenaufstellung auf dem „STESAD -Balkon“ gekommen ist und seine Mitarbeiter schon eigenen Honig naschen konnten. Es gab bei den Mitarbeitern anfängliche Skepsis, die sich schnell in Interesse und Wohlwollen gegenüber den kleinen Insekten gewandelt hat. Durch den geglückten Selbstversuch der STESAD ist die Entscheidung für weitere Bienenvölkern an urbanen Standorten in Dresden positiv ausgefallen und ein prominenter Standort wurde für das Frühjahr 2014 angekündigt.
In Zukunft will die STESAD zusammen mit dem Imkerverein und "Biene sucht Blüte" Richtlinen für eine bienenfreundliche Gestaltung und Bepflanzung von Schulen und KiTas erarbeiten und einen kommunalen Honigschleuderraum einrichten.
Anschließend hat Immanuel Stork das Netzwerk Blühende Landschaft vorgestellt und gegenübergestellt, welche Möglichkeiten jeder einzelne hat, das Nahrungsangebot für Insekten zu verbessern: Sei es der Landwirt, der brachliegende Flächen oder Randstreifen mit Blühstreifen versieht. Der Gärtner, der statt tristem Kiesgarten, lieber Trockenmauern und buntblühende Beete aus einheimischen Stauden und Wildkräutern pflanzt; oder die Stadt bei der Gestaltung öffentlicher Flächen.
Dass es ihm bei Insekten nicht nur um die allseits bekannte Honigbiene Apis Mellifera ging, zeigte er anhand Schmetterlings- und Wildbienenbeispielen. Da freuen wir uns schon auf das nächste Frühjahr, um selbst auf die Beobachtungsjagd der bunten Falter und pelzigen Brummer zu gehen. Dass es bei der Insektenbestimmung an Fachpersonal fehlt, hörten wir dieses Jahr nicht zum ersten Mal.
Der Bienenweiden-Experte des Sächsischen Landesverbandes Konrad Geipel beschäftigt sich neben den insektenfreundlichen Pflanzen, insbesondere mit sogenannten Zeigerpflanzen. Wenn man diese Pflanzen auf einer Fläche wachsen sieht, kann man Rückschlüsse auf die Bodenqualität ziehen: So stehen Brennessel, Sauerampfer und Vogelmiere für stark stickstoffreiche Böden, Hufflattich und Kletten für lehmige Böden, Acker-Ziest und Vogelwicke für kalkarme Böden und der Acker-Schachtelhalm weist auf wasserführende Schichten.
Silke Gathmann und Silke Kaden vom Naturgarten e.V. haben uns eindringlich erläutert, dass bei aller insektenfreundlicher Pflanzwut, das Augenmerk auf einheimischen Pflanzen liegen sollte. Die kanadische Goldrute wird zwar von Honigbienen freudig genutzt, jedoch verdrängt das vitale Kraut einheimische Wildpflanzen auf die beispielsweise unsere Wildbienen spezialisiert sind. Wie bei allem, kann man viel falsch machen, aber die beiden haben anhand schönster Referenzbeispiele gezeigt, dass sich die tiefere Beschäftigung mit unserer mannigfaltigen, einheimischen Flora lohnt.
Den sozialen Aspekt zur Schaffung von mehr Biodiversität in der Stadt hat uns Gregor Scholtyssek vom Ufer-Projekte e.V. und vom GartenNetzwerkDresden nahe gebracht. Ob "Gemeinschaftsgarten", "Urban Gardening" oder "Bürgergarten", das gemeinsamen Schaffen im bunten Grün stärkt Nachbarschaften, belebt Brachen und bringt dem Stadtmensch mehr Kontakt zu Themen der Umweltbildung. Bleibt nur zu wünschen, dass die Stadt Dresden das Potenzial ihrer Bürger bei der Bewirtschaftung des städtischen Grüns nutzt. Die Beispiele Aprikosengarten, Internationale Gärten, Ufer-Garten und HechtGrün sind wunderbare Vorzeigeprojekte.
Dr. Peter Lux, der Staudenexperte und Gründer der Firma „Lux-Staudenkultur“, ging in seinen Ausführungen auf die ungenügende Art ein, öffentliche Grünanlagen zu pflegen und zu bewirtschaften. Der Staudenexperte und Berater der Bundesgartenschau, bot vor einiger Zeit sein Wissen und seine Erfahrung der Landeshauptstadt Dresden kostenlos zur Beratung an, aber er stieß leider auf kein Interesse. Diese Erfahrungen zeigen, dass es sich noch nicht in jeder Amtsstube und jedem Büro herumgesprochen hat, wie überlebenswichtig ein Umdenken in dieser Beziehung ist. Von seinem unfangreichen Wissen zum Thema Staudenpflanzen gab er auch einen kleinen Ausschnitt zum Besten und ging auf die Möglichkeiten ein, mit Hilfe von Staudenpflanzen eine bienenfreundliche Gartengestaltung vorzunehmen.
Der Freiraumplaner Michael Simonsen hat uns seinen Schaugarten in Wilsdruff vorgestellt, in dem er mehrere insektenfreundliche Blühmischungen ausgestellt hat. Anhand einiger Referenzbeispiele erläuterte er, wie er zusammen mit Anwohnern, die Gestaltung von straßenbegleitendem Grün abwechslungsreicher gestalten konnte. Er machte sich Straßen und Mauern als sogenannte Sonnenfallen zu nutze, indem er durch die Wärmespeicherung der Steine, auch wärmeliebendere Pflanzen einsetzen konnte.
Ein Schmankerl zum Abschluß des 1. Dresdner Trachtpflanzentages hat uns Rene Schieback mit der bienenfreundlichen Stadt Neugersdorf mitgebracht: Innerhalb von 1,5 Jahren hat er mit dem Lebens(t)räume e.V. ein unvergleichbares Pilotprojekt zur Umgestaltung eines alten Spiegelfabrik-Geländes zu einem Insektenparadies geschaffen. Mit einer Leichtigkeit erzählte er von der Urbarmachung des Grundstückes bis zur Bepflanzung durch Buddel-Geburtstage und Samenbomben-Bastel-Workshops. Auch wenn die Neugersdorfer ein englischer Rasen ebenfalls gefreut hätte, so nehmen sie doch rege an Bienen- und Pflanzenführungen auf dem Gelände teil. Für Biologen und Insektenkenner ist die Fläche ein absoluter Ausflugstipp!
Wir hoffen, Euch hat die Veranstaltung genauso viel Spaß wie uns gemacht! Wir nehmen jede Menge Anregungen und neue Ideen mit nach Hause.
*Die Redaktion freut sich über Rückmeldungen und Hinweise der Teilnehmer*
Eine DVD mit den Vorträgen vom Trachtpflanzentag und den Trachtpflanzen- Katalog kann man für eine geringe Gebühr unter lorz@imkerverein-dresden bestellen.
Zum 2. Dresdner Trachtpflanzentag im Jahr 2014 wird es hoffentlich schon einige positive praktische Beispiele für Veränderungen geben und eine der grünsten Städte Europas ist dann auch ein Stück bunter und insektenfreundlicher geworden.